Von Kai Rebmann
Woran liegt es, dass Kindern schon von klein auf beigebracht wird, die Frage des Geschlechts sei lediglich ein soziales Konstrukt? Wie ist es zu erklären, dass in Deutschland selbst das Familienministerium die Einnahme von Pubertätsblockern nicht nur für unbedenklich hält, sondern diese sogar ausdrücklich empfiehlt? Weshalb bekommen sogenannte „Drag Kings“ mit so verstörend klingenden Namen wie „Eric BigClit“ ungehinderten Zugang Zugang zu Vierjährigen – und niemand stellt die Frage nach dem Kindeswohl?
Diese und ähnliche Fragen bewegen wohl viele besorgte Eltern in Deutschland. Zu den am plausibelsten erscheinenden Antworten gehörte bisher die, dass dies eben die Auswüchse eines „modernen“ Zeitgeistes und/oder einer medial-gesellschaftlich forcierten Inszenierung des Transgender-Hypes seien. Doch diese Annahme könnte sich jetzt als Trugschluss entpuppen. Diese Vermutung legt zumindest eine Debatte nahe, die aktuell in Wales tobt und schon bald von Großbritannien auf den Rest Europas überschwappen dürfte.
Anleitung zur ‚Masturbation in der frühen Kindheit‘
Stein des Anstoßes ist ein 68-seitiger Leitfaden der WHO Europe mit dem Titel „Standards für die Sexualaufklärung in Europa“. Die Empfehlung ist bereits im Jahr 2011 erschienen und wurde auf einer Webseite veröffentlicht, die von der WHO Europe in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betrieben wird. Letztere ist dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt, so dass anzunehmen ist, dass der Inhalt des Berichts insbesondere in Deutschland umgesetzt wird.
Brisant: Die darin aufgeführten Empfehlungen verstehen sich ausdrücklich als „Leitlinien für die Erstellung geeigneter Lehrpläne“ an Kindergärten und Schulen. Neben Erziehern und Lehrern werden aber auch Politiker oder etwa die Leiter von Behörden als Zielgruppe adressiert. Je nach Alter, beginnend bei 0 Jahren, sollen nach dem Willen der WHO Europe und der BZgA schon Babys und Kleinkinder an die Frühsexualisierung herangeführt werden.
So sollen zum Beispiel unter Vierjährige bereits „lustvolle Erfahrung körperlicher Nähe als Teil des menschlichen Lebens“ sammeln, ihre „Geschlechtsidentität erforschen“, „Vergnügen und Lust“ beim Berühren des eigenen Körpers empfinden und „frühkindliche Masturbation“ kennenlernen. Auf dem Weg zur Grundschule sollen Kinder im Alter zwischen 4 und 6 Jahren dann vermehrt „über sexuelle Themen sprechen“ und ihre „Geschlechtsidentität festigen“ können.
Und jetzt mal ganz ehrlich: Ist es nicht genau das, was unseren Kindern seit Jahren – zumindest gefühlt – in geradezu dogmatischer Weise „beigebracht“ wird? Dass sie sich angeblich jeden Tag neu entscheiden können, in welchem Geschlecht sie leben und mit welchen Pronomen sie angesprochen werden wollen? Und: Ist es dann wirklich nur purer Zufall, dass die WHO Europe und die BZgA genau das seit dem Jahr 2010 empfehlen?
‚Dringende Untersuchung‘ der Zusammenhänge gefordert
Laura Anne Jones jedenfalls glaubt das nicht. Die konservative Politikerin ist Bildungsministerin in Wales und bezeichnet die Leitlinien der WHO Europe als „ehrlich gesagt beunruhigend“. Sie forderte die Regionalregierung auf, sich in aller Klarheit davon zu distanzieren. Der „Telegraph“ zitiert Jones wie folgt: „Wir müssen sofort damit aufhören, schädliche Gender-Ideologien in die Sexualerziehung in Wales und Großbritannien einfließen zu lassen.“ An die WHO gerichtet, forderte die Ministerin, „die Empfehlung sofort zurückzuziehen“.
Unterstützung findet Jones unter anderem bei Organisationen wie der „Safe Schools Alliance“, die sich dafür einsetzt, dass das Kindeswohl auch und gerade an den Schulen stets an erster Stelle stehen muss. Sprecherin Tanya Carter fordert daher eine „dringende Untersuchung“, ob es einen Zusammenhang zwischen „den Lehrplänen in diesem Land“ und den Leitlinien zur Sexualerziehung der WHO und weiterer UN-Organisationen gibt.
Im britischen „Daily Mail“ spricht Carter Klartext: „Wir finden es äußerst besorgniserregend, dass die UN und die WHO einen Ansatz fördern, der experimentell und unwissenschaftlich ist und sich offenbar an der Arbeit unethischer Einzelpersonen und Organisationen orientiert, einschließlich solcher, die sich für die Akzeptanz von Pädophilie einsetzen.“ Die Kinderschützer fordern die WHO daher auf, die Empfehlungen zu überarbeiten und so anzupassen, dass sie Kindern ermöglicht, „ein gesundes und altersgerechtes Verständnis von Sexualität zu entwickeln“.
WHO beharrt auf ihren Standards
Wie wohl kaum anders zu erwarten, lässt die WHO auch diese Kritik rückstandslos an sich abperlen. Ein Sprecher verteidigt das Dokument und behauptet: „Unsere Richtlinien spiegeln fundierte psychologische Fakten wider, die auf jahrzehntelanger Forschung basieren.“ Babys würden von Geburt an „den Wert und die Freude von Körperkontakt, Wärme und Intimität“ kennenlernen.
Das mag sogar stimmen – sofern damit die natürliche Mutter-Kind-Beziehung gemeint ist. Diese wohl einzigartige Verbindung aber in irgendeine Nähe zur (Früh-) Sexualisierung von Babys und Kleinkindern zu rücken, dürfte mit „pervers“ noch wohlwollend beschrieben sein. Und auch, dass die Kleinen eher früher als später damit beginnen, ihren Körper zu erforschen, wird kaum ein Biologe in Abrede stellen. Ob dies aber durch einen „Leitfaden“ durch Erwachsene proaktiv „angeleitet“ werden soll oder darf, ist freilich eine ganz andere Frage.
Ebenso wie die WHO scheint aber auch die walisische Regierung bei ihrer Meinung bleiben zu wollen. Ein Sprecher stellte unmissverständlich klar: „Die Regierung erkennt diese Leitlinien der WHO nicht an und wir stimmen ihren Empfehlungen nicht zu.“ Und weiter: „Wir bieten unsere eigene Beratung an, um Schulen zu helfen, Kindern und Jugendlichen etwas über Beziehungen und Gesundheit zu vermitteln.“
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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